180112 interview mit künstler hugo im rausch der krise



ich interviewe den freien künstler hugo mitten in seiner midlife-crisis.

>herr hugo, sie...aber sofort hugo:

>ich fühle mich wie ein enormer brocken, an dem bisher noch alle bildhauer gescheitert snd. mein gott, ich hätte zur lebensmitte mal einen markanten schlag nötig. mach' schon, herrgott!<

er unternähme selbst nichts, warte, träume lieber, zelebriere eine ganz eigene variante von lebensrausch:

>abrupt und täglich ändere ich meine meinung über mich und die welt. plötzlich, gleich jetzt, sehen sie, bin ich kein brocken mehr, den man in die richtige form schlagen müsste. ich bin jetzt das kügelchen in einer clownsschelle, der grund für ein gebimmel<

hugos bisheriges lebenswerk besteht aus etwas, das man, so hugo, >nachträglich ins rechte licht rücken muss<, das sich gar, mit ein bisschen glück, >zu meisterwerken korrigieren ließe<.

neuerdings bestehe sein lebenswerk allerdings ausschließlich aus dem parfümieren seiner bettwäsche.
dann sagt er unvermittelt:
>ich brauche einen inspirierten biografen, so wurden doch alle großen groß<.
 
da herr hugo das ernst zu meinen scheint, erwäge ich, das interview abzubrechen. dann reiße ich mich aber zusammen. job ist job.

>wie nehmen sie, herr künstler hugo, das getöse des lebens wahr?<

>ich nehme das gebimmel der clownsschelle wahr, die ich mir um die fessel gezurrt habe. ich brauche begleitung und wenn es nur geräusche sind<
 
dann sinkt herr hugo plötzlich in sich zusammen und wendet den kopf ab.
im sportrucksack, seinem markenzeichen, das er immer trägt, findet er ein päckchen papiertaschentücher. hugo niest, rotzt, scheuzt und wischt sich ein paar tränen aus den augen. dann stampft er mit dem linken fuß auf, dass die clownsschelle rasselt.

<ich bin ein labyrinthvieh, wie sie vielleicht schon ahnen, aber ich bin auch mein eigener leithammel. hören sie doch, ich rassle mir zur nachfolge!>
 
ja, was will man da tun, wie kann ich da helfen? ist das denn meine aufgabe?

>ich bin ein interview-vieh, ich bin ein interview-vieh!<

herr hugo hat mich angesteckt. anstatt ihn seriös und mit leicht vorgeschobenem unterkiefer so gelassen wie möglich weiterzuinterviewen, tänzele ich durch sein atelier, stecke mir ungefragt eine an und sinniere dann für einen moment abwesend:

>er ist doch soweit ein netter kerl, ist das nicht genug? für seinen fünfzigsten geburtstag bestellen wir (anm.: die redaktion) ihm ein rauschendes fest mit einem catering-service, der sich gewaschen hat. hugo, das wird schon noch…hugo, hörst du, das wird!<













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