201027 das kleine buch des leeren kopfes

 

201027 das kleine buch des leeren kopfes

ich habe dich, kleines buch, auf einer autofahrt geboren. der mittelklassewagen wog mich hin und her auf der kurvigen landstraße. der kopf war leicht und leer, da konnte mir was kommen.
 
erst warst du nur ein schimmer, aber dann nannte ich dich sofort >mein kleines buch des leeren kopfes< und ich war mir sicher, dass ich dir viele hymnische sätze anvertrauen würde.
 
weiter fuhr ich die kurvige straße, ließ mich wiegen und wartete, dass sich etwas zusammenbraute. doch ahnte ich nur, dass es nicht bei dem einen kleinen buch des leeren kopfes bleiben würde. mit jeder kurve sollte ein neues buch des leeren kopfes seinen anfang finden.
 
ich fuhr und fuhr und mein leerer kopf verglich sich selbst mit einem misthaufen, auf dem leere kleine bücher wie pilze wachsen. ich fuhr und fuhr, fuhr bergauf und bergab. auf den bergkuppen wurden die bücher vor meinen augen zu schneeflocken, in den tälern klappten sie zu und stapelten sich wie zu einem scheiterhaufen.
 
da hielt ich an, stieg aus und streckte mich. dann begann ich zu laufen. ich wollte nichts mehr wissen vom kleinen buch des leeren kopfes. ich lief, bis ich außer atem kam und verlangsamte meinen schritt. da fragte mich mein leerer kopf: du, welche farbe hat das buch des leeren kopfes? weiß, weiß, brüllte ich, oder schwarz, ich weiß es nicht.
 
ich beruhigte mich aber und wanderte nun frohen mutes einen feldweg entlang. links ein fichtenwäldchen, rechts eine blumenwiese. das kleine buch des leeren kopfes, welche farbe hat es nun, fragte es wieder und schlug mir vor: innen weiß, außen schwarz?
 
die buchdeckel könnten bunt sein, sein wie blumen, antwortete ich. 
 
dann hörte ich in meinem kopfe jemand sagen: geiles teil, fährt sich gut.

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