130203 der animateur

 130203 der animateur

text aus dem jahr 2001, entstanden in edenkoben in der pfalz, wo ego ecriture ein stipendium hatte...  
  
jede sekunde kaue ich an der schöpfung eines neuen abenteuers. ein neues abenteuer muss her. es lauert vielleicht auf dem parkettboden oder im mülleimer. oder es kriecht mit roten nacktschnecken draussen die wand empor und leckt deren spurschleim auf. ich möchte immer dabei sein. immer da, wo sich ein abenteuer zusammenbraut.  
 
damit ich alles hautnah miterleben kann, muss ich die lautstärke meiner worte regulieren, denn auf der suche murmle ich ständig vor mich hin. ich darf nichts herausposaunen und auch nicht so phrasieren wie sonst. sonst...     
 
zwischendurch muss ich die schmeißfliegen erschlagen, die zu hunderten in den trichter meines megafons fliegen und es zu verstopfen drohen.  in meinem rücken zeigt sich müdigkeit, die wie die roten schnecken in meinen kopf hinaufkriecht. es wäre eine unglückliche konstellation, würde das abenteuer aus der müdigkeit heraus beginnen müssen.  
 
aus dem geflüster eingetaschter tuschzeichen versuche ich eine trennlinie zwischen traum und abenteuer, zwischen schläfrig und munter zu ziehen.   inzwischen ist der boden mit kleineren und größeren pappschachteln vollgestellt. gefüllt mit farbigen papierschnipseln, kartonfetzen, plastik-und staniolkügelchen.  es sind ergebnisse schierer langeweile, die am rande des abenteuers zuhause ist. 
 
wenn sich andere wegen mangelnder abenteuer beklagen, reise ich mit einem großen sack voll müll zu einem klienetn und beginne, den inhalt vor dem fernsehgerät in der guten stube auszuschütten. ich stelle einen nachrichtensender ein, um die wirkung meiner tat zu unterstreichen. dann setze ich mich zum müllhaufen vor dem fernseher und beginne, alles zu zerkleinern, zu sortiern, zu ordnen.    ich weiss nicht, wie diese leute es schaffen, ruhig zu bleiben.  sie schütteln erst den kopf, dann aber werden sie kleinlaut, denn sie merken, wie sie sich in etwas zu verstricken beginnen. wie von diesem müllberg ein gedanke auf sie überspringt.  
 
ich wundere mich, dass wir noch nicht zusammen hier auf dem boden sitzen und sortieren.  die aufgabe heißt jetzt, den müll so zu zerkleinern, dass er in die noch funktionstüchtigen kleinen behältnisse, die man auch auf dem haufen findet, hineinpasst.  ich entscheide, dass behältnisse in der grösse von kartons pürierter tomaten bis hinab zur grösse von streichholzschachteln verwendet werden dürfen.   ein abenteuer, das so schnell kein ende finden wird. und irgendwann sind wir mittendrin.  meine klienten haben es sich ohne aufforderung auf kisselchen am boden bequem gemacht und sortieren eifrig mit.  
 
für neuen müll sorge ich. 
 
die neuesten nachrichten werden rund um die uhr gesendet.    
 
die schöpfung eines neuen abenteuers gelingt nicht immer aber immer besser

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