ich schreibe den traum mit tinte

 


(1992: text nr.10 aus "kurztexte für die leichtfüßigen geistiger zwischenhochsgefühle")
 
ich schreibe den traum mit tinte. das papier ist dünn, wellt sich und stockt die feder. sie reißt ein loch. ich gebe nicht auf und schreibe sorgfältiger. die schrift wird zittrig und fast unleserlich. der traum ist lang, das papier scheint mit jedem federzug dünner zu werden. um leserlich zu bleiben, mische ich in der hand bestimmtheit und leichtigkeit. auch erinnerung und augenblick mischen sich und ich weiche vom traumbericht ab. bervor die tinte leer ist, sind sie zeuge einer ganz anderen geschichte geworden.

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