130119 finnegan soll meine gänse zurückbringen (ein fragment)



darf ich sie höflichst ermahnen, nicht gleich wieder zuzuklappen, es kommt eine pussierliche meldung:
seit ich aus finnland zurück bin, sind meine drei gänse weg. mit robert musil gesprochen: sie flogen mit dem ganzen fettgerüst fort, das die wirklichkeit rund macht.

finnegan verscheucht sie in meiner abwesenheit, weil er ihr geschrei nicht mehr ertrug.  jetzt bin ich zurück auf meinem bauernhof und die dummen gänse sind vermutlich in finnland.  da wo sie hingehören.  sie verloren hier fast alle federn. es war ihnen einfach zu heiß.  finnegan, meinem hausmeister, ist es wohl auch zu heiß.  seit ich zurück bin verrichtet er seine arbeit nackt.  rasen mähen, hühner füttern, holz stapeln, glühbirnen auswechseln, alles nackt.  nicht einmal wenn der briefträger ein päckchen bring, zieht er sich was an. mir ist das ziemlich peinlich.  ich were ihn in den norden verschicken, daü er meine drei finngänse einfängt und zurückbringt.  

finnegan schickt jetzt stoßgebete gen himmel, er tut das, um seinem schicksal zu entrinnen.  er glaubt, ich würde ihn am liebsten in stücke hacken und als paket nach finnland schicken, aber es ist das schicksal, das seine gedanken in stücke hackt.  er sträubt sich. er will nicht fort.  er kauft keinen fahrschein.

also nache ich es für ihn.  ich denke, südfinnland ist fürs erste genug und löse eine fahrkarte nach helsinki.  ich muß ihn in den zug prügeln, er würde sonst nicht abreisen.  da ich kein unmensch bin, habe ich ihm etwas proviant gerichtet.  gänsenuggets mit mayonnaise.  und in helsinki habe ich für ihn ein hotelzimmer gebucht.  da kann er sich erst mal einen tag erholen, bevor er an seine mission geht.  wenn er schlau ist, kauft er irgendwelche finngänse, rupft ihnen ein paar federn aus und schickt sie mir mit einem geflügeltransport.  ich habe ihm sogar nahegelegt, seinen auftrag auf diese weise zu erledigen, aber er hat nicht reagiert.  ich weiß nicht, ob er zugehört hat.

finnegan sitzt im schnellzug lund schaut aus dem fenster.  durch das geratter des zuges gelangt er zu der überlegung, wie es sich wohl anhört, wenn eine schreibmaschinenkraft klavier spielt.  ihm gegenüber sitzt eine frau, von der er sich gut vorstellen kann, daß sie eine schreibkraft ist.  
<gnädige frau, sind sie vielleicht eine schreibkraft und wenn ja, würden sie mir bitte ein klavierstück auf ihrer schreibmaschine spielen? das rattern des zuges bringt mich dazu, eine solche beitte an sie zu richten.>

die frau lacht finnegan ins gesicht, sagt <wagner, guten tag, sie haben glück, denn ich kann beides: tippen und klavierspielen.  leider habe ich nur meinen laptop dabei, sie können sich aber den kopfhörer aufsetzen und ich belege jede taste auf dem feld mit dem klang einer taste eines bösendorfer.  was würden sie denn gerne hören?
einen liebesbrief an sie oder die diabelli-variationen? wie auch immer, für den genuss gebe ich keine garantie. wenn sie nicht im stande sind, den tönesalat zu transponieren, hören sie weder dieabelli noch können sie über meinen liebesbreif erröten.>

hier beginnen einige fahrgäste im großraumwagen aufzuhorchen.  so ein gespräch haben sie lange nicht gehört.  eine neunzehnjährige greift ein:
<ich stelle meine kleine nagelneue stereoanlage zur verfügung, damit alle zuhören können.  falls es der liebesbrief sein sollte, der den herrn da interessiert, würde ich mich wohl in der lage sehen, ihn zu transponieren, wie sie es ausdrückten.  ich bin ziemlich musikalisch und werde den brief, der diskretion halber, in meinen kleinen handheld hacken. meinetwegen kann es losgehen>.

finnegan ist die ganze sache inzwischen ein bißchen peinlich, er kann aber nicht mehr zurück.  das zuvorkommen, die freundlichkeit der beiden frauen sind einfach überwältigend.  und natürlcih entscheidet sich finnegan für den liebesbrief:
<bevor sie beginnen, gnädige frau, könnten sie bitte darüber nachdenken, die entflogenen finngänse meines arbeitgebers in die liebe ihres briefes mit einfliessen zu lassen?>

frau wagner und die neunzehnjährige nicken verständnissvoll,ann nichen sie sich gegenseitig zu und das liebesbriefkonzert beginnt.  das publikum im großraumwagen, zufällige lauscher avantgardistischer tonfolgen, ist hingerissen. nur wenige verlassen das abteil…

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